Er ist Chief Innovation Evangelist von Google, Professor in Stanford, berät die Vereinigten Nationen und gilt als einer der 10 einflussreichsten Manager im Silicon Valley. Frederik G. Pferdt referierte zum Auftakt der „brand eins Konferenz“ am 23.5.19 in Hamburg über
Innovationen, Experimente und Rituale.
Dies wird ausnahmsweise ein protokollarischer Beitrag, denn ich möchte seine Essenzen aus der Keynote ziemlich exakt für euch wiedergeben.
Voilà:
Die Zukunft kommt, und zwar rasend schnell.
Technologie bringt uns in die Zukunft, aber auch rasend schnell, mahnt Pferdt. Wir denken linear, müssen jedoch lernen, exponentiell zu lernen, damit wir Zukunft heute schon lernen können.
Wie wäre es, wenn wir die Schritte exponentiell gehen?
Pferdt lädt die aufmerksamen Zuhörer zu einem Experiment ein, indem er uns fragt, was wir meinen, wie die digitale Zukunft aussieht, und er bittet uns, uns das Jahr 2040 vorzustellen und unsere Ideen dazu auf einem Blatt Papier zu skizzieren. Wie sieht ein Tag dann aus? Die Ergebnisse sind sehr unterschiedlich.
Auf einem zweiten Zettel ermuntert er uns, eine Zukunft zu entwickeln und zu skizzieren, die wünschenswert für jeden Menschen ist. Wir vergleichen erneut die Ergebnisse und dieses Mal sind sie ähnlich optimistisch, positiv, solidarisch.
Auf genau diese Zukunft sollten wir uns, unser Mindset einstellen.
OPTIMISTIC MINDSET – Focus on the good and ask questions
Wir haben gelernt, uns auf Fehler zu konzentrieren.
Wir sind negative Byers – wir fokussieren uns auf die Fehler und das belastet uns. Früher in der Steinzeit hat uns genau diese kritische Haltung das Leben gerettet. Heute jedoch müssen wir optimistisch denken, um Chancen und Möglichkeiten zu sehen, Lust auf Neues haben, da hinschauen, wo schon was mal richtig ist und daran weiterarbeiten wollen.
Es ist zu 100 % unsere eigene Wahl, zu welcher Gruppe wir gehören wollen.
Wie gelingt uns das? Indem wir Fragen stellen.
Fragen stellen und eine gesunde Missachtung des Unmöglichen betreiben.
Wie viele Fragen stellen Sie pro Tag? Kinder stellen bis zu 140 Fragen am Tag, Erwachsene im Schnitt drei.
Kinder hinterfragen Dinge: Warum ist das so? Warum kann das nicht anders sein? Warum können Autos nicht fliegen?
Pferdt empfiehlt, Fragen zu stellen und eine gesunde Missachtung des Unmöglichen zu betreiben. Die wildesten Fragen schaffen die größten Möglichkeiten.
- Was wäre, wenn – wir das Internet runterladen und das Wissen allen Menschen auf der Erde zur Verfügung stellen können?
- Raketen für alle in der Welt produziert werden?
- Transformation für nachhaltige Energieerzeugung gelingt?
- wir keinen Müll mehr produzieren?
- wir Fleisch aus Pflanzen herstellen können?
„Was wäre, wenn“-Fragen helfen, uns und andere Menschen zu inspirieren, einen Blick in die Zukunft zu wagen. Wir müssen nicht alle Fragen beantworten können, aber wir sollten sie stellen.
Er appelliert: „Lernt wieder, mehr Fragen zu stellen, und zwar mehr als vier Fragen pro Tag. Und anderen Menschen Zugang zu diesen Fragen zu verschaffen, damit wir Leidenschaft in anderen wecken.“
Fragen zu stellen ist wichtiger, als mit Antworten zu führen. Wer Fragen stellt, schafft Vertrauen.
OPEN MINDSET – Ignite innovation trough rituals
Open Mindset will gelernt und trainiert werden. Dafür sollte jedes Unternehmen eine Plattform oder Rituale entwickeln.
Bei Google etwa gibt es ein wöchentliches Treffen aller Mitarbeiter, das TGIF (Think Google its Friday) – ein All-Hands-Meeting. Alle kommen (auch der Gründer) in einem Café um 16 Uhr zusammen. Sie treffen sich, um Fragen zu stellen und Fragen zuzulassen. Das hilft Google, Dinge infrage zu stellen: Was können wir besser machen? Die Mitarbeiter sind die ersten, die das Mikro bekommen. Es hilft, Einblicke zu erhalten, mit was für Fragen sich die Menschen im Unternehmen auseinandersetzen. Und genau das hilft Google, immer wieder neue Fragen zu stellen.
„Yes, and … Two magic words spark optimism to fuel innovation.“ Weg von „ja, aber“, hin zu einem „ja und“. Wir bauen auf einer Idee auf und versuchen, sie größer, besser und schneller zu denken und zu machen. Finden Sie Gründe, warum die Idee gut ist. Es geht darum, sie wachsen zu lassen, etwas hinzuzufügen und mit einem „ja und“ dieser Idee neue Fragen folgen zu lassen. Durch einen Trick kann man lernen, positiver zu denken: Unser Lieblingswort „aber“ tauschen wir einfach durch ein „und“ aus.
Wer fragt, der führt. Wir sollten uns fragen: Geben wir genügend Impulse in die Organisation? Ersticken wir Ideen im Keim oder lassen wir Ideen wachsen und helfen, sie schneller, besser, größer zu machen? Jeder sollte helfen, das Unternehmen ein Stück weit zukunftsfähiger zu machen.
Es gilt, alle Ideen gleichermaßen anzuhören, auch wenn Sie denken: Das haben wir schon versucht, hat nicht geklappt, es ist zu teuer oder es ist ja nicht meine Idee … Solche Haltungen, dass neue Ideen beim Chef keine Chance haben, verbreiten sich schnell im Unternehmen, und als Konsequenz werden Ideen nicht mehr kundgetan.
Stattdessen empfiehlt Pferdt, eine offene Kultur zu leben: „Komm rein, lass uns gemeinsam die Idee größer, besser und schneller denken. In diesem Raum dürfen Ideen wachsen, wir brauchen nur ein paar Minuten.“
Welche Signale senden Sie als Führungskraft jeden Tag in Ihre Organisation? Ideen im Keim ersticken oder wachsen lassen – das entscheidet jeder selbst. Wie wäre es, wenn wir die Erlaubnis geben, ein Experiment zu wagen, die Idee auszuprobieren? 30 Tage Zeit und schauen, ob es funktioniert oder nicht – die Führungskraft kann genau dieses Ticket vergeben.
Wenn die Idee nicht funktioniert, gratuliert dem Mitarbeiter oder der Mitarbeiterin dafür, es ausprobiert zu haben, und fragt: Was hast du daraus gelernt?
Der große Mythos des Silicon Valley ist, dass jeder Mensch Fehler machen will. Aber: Hilf mir, die Idee wachsen zu lassen und daraus zu lernen. Erteilt die Erlaubnis, dass Menschen ausprobieren dürfen. Verleiht den Mitarbeitern Flügel.
INCLUSIVE MINDSET – Diversity drives innovation
Nur Best Performers, nur Schlaue etc.? Gebt stattdessen allen Menschen die gleiche Stimme.
Dann sind wir näher dran, am innovativsten zu sein.
Was macht den Unterschied? Wir müssen die Umgebung dafür schaffen, Leitplanken für psychisch-emotionale Sicherheit, damit alle sich einbringen.
Wie geht das?
Indem wir offener werden mit Fragen, Ängsten und indem wir in Inklusion leben.
Wie können wir es schaffen, dass Menschen Risiken eingehen?
Schauen Sie sich zum Beispiel Natur-Pinguine an: Es gibt immer einen, der als erster ins Wasser springt. Mut braucht er, denn er hat eine 50:50 Chance, Fressen zu finden oder gefressen zu werden. Es braucht den EINEN aber. Wer ist das in Ihrer Gesellschaft, um das Überleben der anderen zu sichern? Helfen Sie Menschen dabei, ein Risiko einzugehen. Und belohnen Sie sie, wenn sie ein Risiko eingehen und nicht wenn sie es nicht tun … Wie wäre es, wenn Sie genau dafür einen Award – einen „Pinguin Award“ – einführen?
EMPATHIE MINDSET – Great solutions require a walk in someone else’s shoes
Empathie wird die wichtigste Fähigkeit, die wir in Zukunft entwickeln können. Great solutions require a walk in someone else’s shoes.
Die ZUKUNFT ist Empathie. Wie denken, fühlen, sehen andere Menschen. Das ist nicht zu verwechseln mit Sympathie (Übereinstimmung). Es geht vielmehr um das Verstehen, was andere Menschen fühlen (Kunden, Team, Familie, Fremde). Die nächste Welle nach dem Smartphone ist, dass das Gerät erkennen kann, wie man fühlt.
EXPLORER MINDSET – Arouse the spirit of discovery
Holen Sie die Neugier, mit der Sie auf die Welt gekommen sind, zurück. Wecken Sie Ihren Entdeckergeist und machen Sie es wie Kinder: Sie probieren sich permanent aus.
Für Pferdt zum Beispiel bedeutet das konkret: Niemals zweimal im gleichen Hotel oder Restaurant übernachten bzw. speisen, ständig mit neuen Menschen an neuen Ort treffen, um Neues zu finden und zu entdecken.
Fazit
- Die Zukunft kommt, und zwar rasend schnell.
- Fragen schaffen Möglichkeiten, Zukunft kreativ und aktiv zu gestalten.
- Unsere Kreativität entscheidet, wie die Zukunft aussieht.
- Wir erfinden Zukunft nicht alleine, wir erfinden Zukunft gemeinsam.
- Wir sehen uns in der Zukunft.
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Frederik G Pferd